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Der Hahn
Als der Hahn krähte hatte Petrus bereits dreimal Jesus verleugnet. Petrus aber empfand tiefe Reue und so wurde der Hahn zum christlichen Symbol der Umkehr. Auf vielen Kirchturmspitzen finden wir stolze Hähne. Schon im 9. Jahrhundert war es üblich, Hähne aus Metall auf Kirchen anzubringen. Auf seinem luftigen Posten sollte er den Gläubigen und den Ungläubigen nicht nur zeigen, woher der Wind weht, sondern sie zugleich zum Gebet und zur Umkehr zu Gott mahnen.
Bereits im Altertum erkannte man die drei auffälligsten Eigenschaften des Hahnes und sah in ihnen einen Hinweis auf göttliches Handeln: sein ausgeprägter Fortpflanzungstrieb machte den Hahn neben dem Fisch zum Lebenssymbol; seine unbändige Kampfeslust und die damit einhergehende Streitbarkeit markieren seinen Hang zur "Alleinherrschaft", und seine Lichtempfindlichkeit, die ihn lauthals den anbrechenden Tag verkünden lässt, spiegelt sich der Sieg des Lichtes über die Finsternis wieder: das Licht Christi besiegt die Finsternis des Todes.
Der Schrei des Hahnes weckt die, die tot sind, zu neuem Leben; der Hahn ruft zum Tagwerk in dieser Welt.
Der Hahn im Fenster des Pfarrsaales der Kath. Kirche in Schneeberg blickt verwundert und auch ängstlich nach hinten. Hinter dem schönen Federkleid - seinem ganzen Stolz - hat sich eine Spinne ein Netz geknüpft. Die aufgestelzte Steifheit des Hahnes hat ihr dazu die Gelegenheit gegeben. Der Hahn war mit sich und seiner Schönheit beschäftigt und hat nicht gemerkt, wie sich um ihn herum ein Netz gespannt hat, dass ihn nun nicht mehr los zu lassen droht. Langsam wandelt sich seine Haltung in ein ängstliches Erstarren im Blick zurück. Seine Angst ist begründet: noch ist das Netz klein, aber es kann sich vergrößern und er ist gefangen darin. Nutzlos ist dann sein Federkleid als Zeichen seiner Fruchtbarkeit, er selber nur ein Clown seiner eigenen Vorstellungen. Die ständige Rückschau - eine unnatürliche Haltung für das Tier - wird dem Hahn bald das Genick brechen. Er stirbt an diesem, seinem vergangenen Leben.
Wie oft sind wir gefangen in unseren Vorstellungen und Wünschen. Wie oft sehen wir nicht, dass wir uns in Sehnsüchten und Süchten in ein Netz verstricken, aus dem wir spä ter, nicht ohne Federn lassen zu müssen, wieder herauskommen. Wie oft ist der Blick zurück nur ein egoistischer Blick auf bessere Zeiten.
In der Erkenntnis unserer Verstrickungen und Fehlstellungen liegt der Beginn für ein erneuertes Leben, ein Leben bei dem eine Rückschau keine Angst machen kann. Auch Petrus hat diesen Weg der Erkenntnis durchlaufen und nicht zufällig hat Jesus den Petrus auserwählt; indem er sinngemäß sagt: "auf diesen Fels (Petrus) will ich meine Kirche erbauen ...".
Er hat es ihm zugetraut.
Weitere Bilder dieser Serie finden Sie im Pfarrsaal der Katholischen Kirche in Schneeberg, sowie in der Rubrik "Glasfenster".
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Ralf Meißner